Was ist Technische Analyse?
Die Technische Analyse ist eine Disziplin der Investment Analysis, die vergangene Markt Trends, insbesondere Preis- und Volumendaten, untersucht, um zukünftige Kursbewegungen vorherzusagen. Im Kern basiert die Technische Analyse auf der Annahme, dass alle relevanten Informationen bereits im Marktpreis enthalten sind und sich Kursmuster im Laufe der Zeit wiederholen. Analysten nutzen verschiedene Werkzeuge und Technische Indikatoren, um psychologische Muster der Marktteilnehmer zu erkennen und potenzielle Handelsmöglichkeiten zu identifizieren.
Geschichte und Ursprung
Die Ursprünge der Technischen Analyse lassen sich weit zurückverfolgen, wobei frühe Formen der Chartanalyse bereits im 17. Jahrhundert in den Niederlanden und im 18. Jahrhundert im japanischen Reishandel mit den Candlestick Charts von Munehisa Homma zu finden sind. Die moderne westliche Technische Analyse hat jedoch ihre Wurzeln Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten. Charles Dow, der Mitbegründer von Dow Jones & Company und Herausgeber des Wall Street Journal, gilt als Pionier. Seine Beobachtungen und Schriften über Marktverhalten und Kursbewegungen bildeten die Grundlage für die spätere Dow Theory. Diese Theorie postulierte, dass der Aktienmarkt als Ganzes ein verlässliches Maß für den Zustand der Wirtschaft ist und dass Kursbewegungen in Trends ablaufen, die sich in verschiedenen Zeitrahmen manifestieren. Seine Prinz2ipien legten den Grundstein für das systematische Studium von Chart Patterns und Kurszyklen, die heute zentrale Elemente der Technischen Analyse sind.
Kernpunkte
- Die Technische Analyse konzentriert sich auf die Untersuchung historischer Preis- und Volumendaten, um zukünftige Kursbewegungen zu prognostizieren.
- Sie basiert auf der Annahme, dass der Markt alle verfügbaren Informationen widerspiegelt und sich menschliche Psychologie in wiederkehrenden Mustern äußert.
- Werkzeuge wie Moving Averages, Support and Resistance-Niveaus und Oszillatoren sind grundlegend für ihre Anwendung.
- Die Technische Analyse wird häufig für kurz- bis mittelfristige Trading Strategien eingesetzt, kann aber auch zur Bestätigung längerfristiger Trends dienen.
- Sie ist nicht unfehlbar und wird von der Effizienzmarkthypothese kritisiert, kann aber ein nützliches Instrument im Rahmen eines umfassenden Risk Management sein.
Formel und Berechnung
Die Technische Analyse beinhaltet selten eine einzelne, übergeordnete Formel, da sie eine Vielzahl von Indikatoren und Methoden umfasst. Viele technische Indikatoren basieren jedoch auf mathematischen Berechnungen von Preisdaten. Ein gängiges Beispiel ist der einfache gleitende Durchschnitt (Simple Moving Average, SMA).
Die Formel für einen einfachen gleitenden Durchschnitt über (n) Perioden lautet:
Dabei gilt:
- (P_i) = der Preis des Vermögenswerts in der Periode (i).
- (n) = die Anzahl der Perioden, über die der Durchschnitt berechnet wird.
Ein anderer häufig verwendeter Indikator ist der Relative Strength Index (RSI), der die Geschwindigkeit und Veränderung von Kursbewegungen misst.
Diese Berechnungen helfen, Momentum oder Überkauf/-verkauf-Zustände zu identifizieren.
Interpretation der Technischen Analyse
Die Interpretation der Technischen Analyse erfordert das Verständnis, dass Charts und Indikatoren die Auswirkungen von Angebot und Nachfrage sowie der Anlegerpsychologie widerspiegeln. Ein Analyst sucht nach wiederkehrenden Chart Patterns, wie Kopf-Schulter-Formationen oder Dreiecke, die auf potenzielle Kursumkehrungen oder Trendfortsetzungen hindeuten könnten. Support and Resistance-Niveaus werden identifiziert, um Bereiche zu bestimmen, in denen Kauf- oder Verkaufsdruck wahrscheinlich einsetzt.
Moving Averages werden verwendet, um die Richtung eines Trends zu glätten und die Stärke eines Trends zu bewerten. Wenn beispielsweise ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt einen längerfristigen gleitenden Durchschnitt von unten nach oben kreuzt, kann dies als Kaufsignal interpretiert werden. Die Price Action selbst, das heißt die Bewegung des Preises ohne Indikatoren, wird ebenfalls genau analysiert, da sie direkte Einblicke in das Verhalten von Käufern und Verkäufern geben kann.
Hypothese Beispiel
Stellen Sie sich vor, ein Anleger betrachtet die Aktie eines Unternehmens, nennen wir es "TechInnovate AG". Die Aktie von TechInnovate hat in den letzten drei Monaten einen kontinuierlichen Aufwärtstrend gezeigt. Ein Analyst, der die Technische Analyse anwendet, würde zunächst einen Candlestick Chart der Aktie betrachten.
Angenommen, der Analyst bemerkt eine "Bullish Engulfing"-Kerzenformation, gefolgt von einem Anstieg des Volumens, nachdem die Aktie ein früheres Support and Resistance-Niveau getestet hat. Dies könnte als starkes Signal interpretiert werden, dass der Aufwärtstrend wahrscheinlich fortgesetzt wird. Um dies zu bestätigen, könnte der Analyst den 50-Tage- und den 200-Tage- Moving Average hinzufügen. Wenn der 50-Tage-Durchschnitt über dem 200-Tage-Durchschnitt liegt und beide nach oben zeigen, würde dies den Aufwärtstrend weiter untermauern. Der Anleger könnte auf der Grundlage dieser technischen Indikatoren eine Kaufentscheidung treffen und ein Stop-Loss-Limit unter dem identifizierten Unterstützungsniveau platzieren, um das potenzielle Risiko zu begrenzen.
Praktische Anwendungen
Die Technische Analyse findet breite Anwendung in verschiedenen Bereichen der Finanzmärkte. Trader und Investoren nutzen sie, um Ein- und Ausstiegspunkte für Wertpapiere zu bestimmen, was bei der Entwicklung von Trading Strategien hilft. Sie ist besonders populär bei Daytradern und Swingtradern, die von kurzfristigen Kursbewegungen profitieren möchten.
Darüber hinaus wird die Technische Analyse von Hedgefonds und anderen institutionellen Anlegern eingesetzt, oft in Kombination mit quantitativen Modellen und Algorithmic Trading. Sie hilft auch bei der Einschätzung der Marktstimmung und der Volatilität eines Vermögenswerts. Regulatorische Stellen wie die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) stellen zwar keine direkten Handelsanweisungen auf Basis der Technischen Analyse bereit, aber die Daten, die für die Analyse verwendet werden – wie historische Handelsdaten und Notierungen – sind öffentlich zugänglich und werden von Börsen wie der NYSE Data Products zur Verfügung gestellt.
Einschränkungen und Kritikpunkte
Trotz ihrer Popularität unterliegt die Technische Analyse mehreren Einschränkungen und ist Gegenstand wiederholter Kritik. Ein Hauptkritikpunkt ist die Effizienzmarkthypothese (EMH), die in ihrer schwachen Form besagt, dass alle vergangenen Kurs- und Volumendaten bereits im aktuellen Preis enthalten sind, wodurch eine Vorhersage zukünftiger Preise allein auf dieser Grundlage unmöglich wird.
Weitere Kritikpunkte umfassen:
- Subjektivität der Interpretation: Zw1ei Analysten können dieselben Charts betrachten und zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen, da die Identifizierung von Mustern und das Zeichnen von Trendlinien subjektiv sein kann.
- Nachlaufende Indikatoren: Viele Technische Indikatoren basieren auf Vergangenheitsdaten und sind daher per Definition nachlaufend. Sie bestätigen Trends erst, nachdem diese bereits begonnen haben, was dazu führen kann, dass Einstiegs- oder Ausstiegspunkte nicht optimal sind.
- Falsche Signale: Insbesondere in Seitwärtsmärkten kann die Technische Analyse eine Vielzahl von Fehlsignalen erzeugen, die als "Whipsaws" bezeichnet werden und zu Verlusten führen können.
- Ignoranz von Fundamentaldaten: Die Technische Analyse konzentriert sich ausschließlich auf Preisaktionen und ignoriert die zugrunde liegenden Fundamentaldaten eines Unternehmens oder der Wirtschaft, wie Umsatzwachstum, Gewinnmargen oder makroökonomische Entwicklungen. Kritiker argumentieren, dass dies ein unvollständiges Bild des Marktes liefert.
Die Technische Analyse sollte daher stets als ein Wahrscheinlichkeitswerkzeug und nicht als eine Garantie für zukünftige Ergebnisse betrachtet werden.
Technische Analyse vs. Fundamentale Analyse
Die Technische Analyse und die Fundamental Analysis sind die beiden wichtigsten Ansätze zur Marktanalyse, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihren Methoden und Zielen.
Merkmal | Technische Analyse | Fundamentale Analyse |
---|---|---|
Fokus | Preis- und Volumendaten; historische Muster und Chart Patterns | Finanzdaten (Umsatz, Gewinn), Wirtschaftsindikatoren, Branchen- und Unternehmensnews |
Ziel | Vorhersage zukünftiger Kursbewegungen und Bestimmung von Ein-/Ausstiegspunkten | Ermittlung des inneren Werts eines Vermögenswerts |
Annahme | Der Markt "diskontiert alles"; Geschichte wiederholt sich in Mustern | Der Preis wird langfristig zum inneren Wert konvergieren |
Zeithorizont | Kurz- bis mittelfristig | Mittel- bis langfristig |
Während die Technische Analyse das "Wie" der Preisbewegungen untersucht, indem sie sich auf die Marktdynamik konzentriert, versucht die Fundamentale Analyse das "Warum" zu verstehen, indem sie die zugrunde liegenden Faktoren analysiert, die den Wert eines Vermögenswerts beeinflussen. Oftmals nutzen Anleger beide Ansätze in Kombination, um eine umfassendere Perspektive zu erhalten und fundiertere Investitionsentscheidungen zu treffen.
FAQs
Was ist das Hauptziel der Technischen Analyse?
Das Hauptziel der Technischen Analyse ist es, zukünftige Kursbewegungen eines Vermögenswerts vorherzusagen, indem historische Preis- und Volumendaten untersucht werden. Dies hilft Anlegern, potenzielle Ein- und Ausstiegspunkte für Trades zu identifizieren und Trading Strategien zu entwickeln.
Sind technische Indikatoren immer genau?
Nein, technische Indikatoren sind nicht immer genau. Sie basieren auf Vergangenheitsdaten und können nachlaufend sein, was bedeutet, dass sie Trends erst nach deren Beginn bestätigen. In volatilen oder seitwärts gerichteten Märkten können sie auch Fehlsignale erzeugen. Die Effektivität hängt von der Interpretation und den Marktbedingungen ab.
Wie unterscheidet sich die Technische Analyse von der Fundamentalen Analyse?
Die Technische Analyse konzentriert sich auf die Kurs- und Volumendaten eines Vermögenswerts in der Vergangenheit, um zukünftige Kursbewegungen vorherzusagen. Die Fundamental Analysis hingegen bewertet den intrinsischen Wert eines Vermögenswerts, indem sie Finanzberichte, wirtschaftliche Bedingungen und branchenspezifische Faktoren untersucht. Beide Ansätze können sich ergänzen.
Kann Technische Analyse für alle Arten von Vermögenswerten verwendet werden?
Ja, die Technische Analyse kann grundsätzlich auf alle Vermögenswerte angewendet werden, die frei gehandelt werden und über historische Preis- und Volumendaten verfügen. Dazu gehören Aktien, Rohstoffe, Währungen (Forex), Anleihen und Kryptowährungen. Wichtig ist eine ausreichende Volumen und Liquidität, da dünn gehandelte Märkte anfälliger für Manipulationen und unzuverlässige Muster sind.
Was ist die Elliott Wave Theory?
Die Elliott Wave Theory ist eine Form der Technischen Analyse, die besagt, dass die Kursbewegungen auf den Finanzmärkten auf der Anlegerpsychologie basieren und sich in wiederkehrenden Wellenmustern manifestieren. Diese Muster sind fraktal, d.h. sie treten in verschiedenen Zeitebenen auf und helfen, langfristige Markt Trends und Korrekturen zu identifizieren.